Industriebrache mit offenen Bodenstellen, Pionierpflanzen und angrenzenden Gebäuden unter blauem Abendhimmel
DeepDive, 8. Mai 2025

7 Minuten

WildnisWhat?! – Was sich hinter „Stadtnatur“, „StadtWildnis“ und „Wildnis“ verbirgt

Mit dem Begriff „Wildnis“ wird vor allem Ursprünglichkeit, Freiheit sowie natürliche Prozesse, die ohne menschliches Zutun ablaufen, verbunden. Vor den Augen entsteht häufig das Bild von unberührten Naturlandschaften. Doch Wildnis existiert nicht nur in (entlegenen) Nationalparks, sondern auch in etwas anderer Form in vom Menschen geprägten Gebieten. Häufig ist sie – in kleinem Maßstab – auch Teil der Stadtnatur.

Wie kann Wildnis im großen Maßstab definiert werden und wie unterscheidet sich StadtWildnis davon? Und welche Formen von StadtWildnis gibt es?

Wildnis im großen Maßstab

Der Begriff Wildnis bezeichnet großflächige, weitestgehend unberührte Landschaften – das heißt ursprüngliche, ungestörte Ökosysteme ab einer Größenordnung von etwa 1000 Hektar. Diese Wildnis im großen Maßstab findet man etwa in Nationalparks und in Kernzonen großer Naturschutzgebiete. Sie zeichnet sich aus durch eine hohe biologische Vielfalt aus. In ihr findet höchstens eine geringe anthropogene (menschliche) Beeinflussung statt. Natürliche Sukzession, also die Veränderung der Artenzusammensetzung im Zeitverlauf, ist ebenfalls typisch für Wildnis im großen Maßstab.

Wildnisgebiete spielen eine entscheidende Rolle für die Klimaregulation – und das auf gleich mehreren Ebenen. Ein wichtiger Faktor ist ihre Fähigkeit, Kohlenstoffdioxid (CO2) zu binden und so zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Besonders alte Wälder, wie im Nationalpark Bayerischer Wald, speichern große Mengen CO2 in ihren Böden und Bäumen. Doch damit nicht genug: Die unberührte Natur reguliert auch den Wasserhaushalt. Moore, Feuchtgebiete und naturnahe Wälder wirken wie natürliche Schwämme, die Wasser speichern und langsam wieder abgeben – ein wichtiger Schutz vor Überschwemmungen oder Dürreperioden.

Außerdem bieten Wildnisgebiete wertvollen Lebensraum für unzählige Arten. Im Bayerischen Wald haben sich seltene Tiere wie der Luchs oder das Auerhuhn wieder angesiedelt. Totholz, das in einem ungestörten Wald liegenbleiben darf, wird zur Heimat für Käfer, Pilze und andere Kleinstlebewesen – ein echter Hotspot der Biodiversität.

Wildnis ist also viel mehr als einfach nur „unberührte Natur“ – sie ist ein Multitalent, das im Hintergrund für ein stabiles Klima sorgt und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leistet.

Weitläufiger Blick über bewaldete Hügel unter blauem Himmel mit vereinzelten Wolken – dichte, ungestörte Waldlandschaft.
Unberührte Natur im Nationalpark – Blick über das dichte Waldmeer im Schwarzwald als Beispiel für großflächige Wildnis.

Urbane Wildnisse: Alte Relikte, neue Ökosysteme und grüne Inseln mitten in der Stadt

Alte Wildnisse – Zeitkapseln vergangener Natur

Mitten im Trubel der Stadt verbergen sich kleine Paradiese, die scheinbar aus einer anderen Zeit stammen: sogenannte alte Wildnisse. Diese Relikte vergangener Landschaften sind stille Zeugen einer ursprünglichen Natur, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat. In der Stadt oft als isolierte grüne Inseln erhalten, bewahren sie ein Stück Wildnis, das dem hektischen Wandel unserer Zeit trotz. Naturwälder, Moore oder Feuchtgebiete mit minimalem menschlichem Einfluss bieten wertvolle Rückzugsorte für seltene Arten. Dank ihres hohen ökologischen Werts werden sie häufig unter Schutz gestellt. Ein Paradebeispiel für alte Wildnis in Deutschland ist die Eilenriede in Hannover – ein Stadtwald, der nicht nur ein Naherholungsgebiet, sondern auch ein Biodiversitäts-Hotspot ist. Darüber hinaus liefern diese Flächen wichtige Erkenntnisse für die Klimawandelforschung, da sie als Referenz für natürliche Prozesse dienen.
Dichter Laubwald mit jungen und alten Bäumen, viel Unterwuchs und natürlichem Lichtspiel – Szene einer naturnahen Waldfläche im Frühling.
Alte Wildnis mitten in der Stadt: Ein naturbelassener Laubwald zeigt, wie sich Relikte vergangener Natur bis heute erhalten haben.

Alte Wildnisse – Zeitkapseln vergangener Natur

Mitten im Trubel der Stadt verbergen sich kleine Paradiese, die scheinbar aus einer anderen Zeit stammen: sogenannte alte Wildnisse. Diese Relikte vergangener Landschaften sind stille Zeugen einer ursprünglichen Natur, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat. In der Stadt oft als isolierte grüne Inseln erhalten, bewahren sie ein Stück Wildnis, das dem hektischen Wandel unserer Zeit trotz. Naturwälder, Moore oder Feuchtgebiete mit minimalem menschlichem Einfluss bieten wertvolle Rückzugsorte für seltene Arten. Dank ihres hohen ökologischen Werts werden sie häufig unter Schutz gestellt. Ein Paradebeispiel für alte Wildnis in Deutschland ist die Eilenriede in Hannover – ein Stadtwald, der nicht nur ein Naherholungsgebiet, sondern auch ein Biodiversitäts-Hotspot ist. Darüber hinaus liefern diese Flächen wichtige Erkenntnisse für die Klimawandelforschung, da sie als Referenz für natürliche Prozesse dienen.
Industriebrache mit offenen Bodenstellen, Pionierpflanzen und angrenzenden Gebäuden unter blauem Abendhimmel
Neue Wildnis auf ehemaligem Industriegelände – wenn die Natur sich Brachen zurückerobert, entstehen dynamische Lebensräume.

Wildniselemente – Die kleinen Helden der StadtNatur

Wildnis in der Stadt muss nicht immer groß sein – oft sind es die kleinen, unscheinbaren Flecken, die urbane Ökosysteme am Leben halten. Ob wilde Blühstreifen entlang von Straßen, Totholz in Parkanlagen oder spontane Vegetation auf Baulücken – diese sogenannten Wildniselemente sind essenzielle Bausteine der urbanen Natur. Sie schaffen wichtige Trittsteinbiotope, die Arten verbinden und Wanderbewegungen ermöglichen. Auch Wildtiere wie Füchse, Bienen oder Fledermäuse zählen zu diesen mobilen Elementen, die oft unbemerkt zur Biodiversität der Stadt beitragen. Gerade in Zeiten des Klimawandels stärken solche mikrobiotischen Oasen die Resilienz urbaner Ökosysteme und bieten wertvolle Räume für Naturerfahrungen.
Bodennahe Perspektive auf Löwenzahn und Traubenhyazinthen entlang eines Zauns auf einem städtischen Kiesweg – Beispiel urbaner Vegetation.
Wildniselement am Straßenrand: Blühende Pflanzen behaupten sich auf einer unscheinbaren Stadtbrache – ein Mikrolebensraum für Insekten.
Ob alte Relikte, neue Wildnisse oder kleinste grüne Inseln – urbane Wildnis zeigt, dass Natur selbst im urbanen Raum ihren Platz behauptet. Ihre ökologische Bedeutung reicht weit über die Stadtgrenzen hinaus und macht sie zu einem Schlüssel für die nachhaltige Stadtentwicklung der Zukunft.